Der Urzelntag

Sachsenheim im Kreis Ludwigsburg, die nordöstlichste Fasnetbastion in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, wurde, durch Umsiedlung nach dem zweiten Weltkrieg, die neue Heimat der Siebenbürger Sachsen aus dem früheren Marktflecken Agnetheln. Seit 1965 haben die Urzeln in Sachsenheim ihre neue Heimat.

In der alten Heimat Agnetheln fand der Urzelntag nach den Zunfttagen statt und diente dazu, die Zunftlade vom alten zum neugewählten Zunftmeister/Gesellenvater zu begleiten und zu beschützen. Die Urzelnzunft Sachsenheim führt diesen Brauch angepaßt, mit allen Traditionsgestalten, Paraden und Vorführungen bei dem Bürgermeister und Stadtpfarrer wie in der alten Heimat fort.

Die Parade

Eine kleine Gruppe von Peitschenschwingern (Pletschern) kündigt die Parade an. Eine Blaskapelle führt die Gruppe mit den Brauchtumspflegern an. Eine größere Gruppe von Urzeln bildet eine Ordnungspart, die die Gruppe mit den Traditionsfiguren begleitet und beschützt. Sie fassen das Peitschenende des nächsten Urzel und bilden so eine Kette (Viereck) um die Traditionsfiguren. Nicht zu vergessen die Zunftlade mit den Zunftunterlagen, die Hauptsache der zu Ehren diese Parade entstanden ist. In dem von Urzeln gebildeten Viereck führt der Hauptmann mit seinem Begleitschutz -den Engelchen- die Parade an. Es folgt die Zunftlade, getragen von Männern in alter Agnethler Bürgertracht, dem Dolman, mit rotem Schnurgürtel und Mardermütze oder breitem Filzhut. Es folgen die Traditionsfiguren.
Nach der Parade werden die Urzeln auf den Straßen aktiv. Sie nehmen Passanten in Ihre Peitsche machen mit diesen ein Tänzchen und verteilen Krapfen aus der Quetsche.
Partenweise machen die Urzeln Privatbesuche. Beim Betreten des Quartiers trägt der Partenführer zur Begrüßung folgenden, alt überlieferten Spruch vor:

Wir wünschen Glück in diesem Haus,
Wir treiben mit Schelle und Peitsche
Die Sorgen und den Ärger aus.
Unsere Lieder und Witze kann jeder hören.
Und daß wir Euch besuchen kommen,
Beweist, daß wir Euch ehren.

Im Quartier werden Lieder gesungen, erzählt und Witze gemacht. Auf eine leibliche Stärkung wird nicht vergessen. Beim Verlassen des Hauses erhalten die Urzeln neue Krapfen für ihre Quetsche.
Um 17 Uhr ist das närrische Treiben zu Ende und die Urzeln ziehen sich für den Urzelnball ab 20 Uhr um. Der Urzelntag fand in Agnetheln 3 Wochen nach dem 6-ten Januar (Heilig drei König) statt. In Sachsenheim ist der Fasnetsamstag als Termin festgelegt worden.

Urzelntag in Sachsenheim